Jiddu Krishnamurti (1895-1986) gehört lt. Times-Magazin zu den fünf größten „Heiligen“ des 20. Jahrhunderts, der Dalai Lama nannte ihn „Einer der größten Denker dieses Zeitalters“ Durch das Studium seiner Reden und Schriften und durch die Überprüfung durch Beobachtung der äußeren und inneren Realität wurde mir bewusst: Die vorherrschenden Auffassungen über Psyche und Gesellschaft sind korrupt und destruktiv. Sie entsprechen nicht der Wirklichkeit des Lebens und den Notwendigkeiten eines guten Zusammenlebens.
Krishnamurtis Aussage über die korrupte Gesellschaft ist eine heftige Kritik, die ich lange Zeit nicht wirklich nachvollziehen konnte. Inzwischen sehe ich nicht nur in der Politik, sondern auch in meinem eigenen Leben und in Tausenden von Therapiegesprächen die Korruption als eine tief verwurzelte Neigung, um kurzfristiger Vorteile willen oder aus Ängsten heraus anders zu handeln, als es die Lebenswirklichkeit verlangt. Das können wir innerlich spüren, wenn wir uns die Ruhe dafür nehmen. Sich aus den erlernten und von der Gesellschaft geförderten Mustern korrupten Verhaltens zu befreien, empfinde ich als eine dauerhafte, aber auch befreiende Herausforderung.
In seiner politischen Sichtweise sagt er unmißverständlich, dass Reformen das destruktive politische System des Kriegs der Menschen gegeneinander nur kurzfristig stabilisieren, aber nicht verändern. Nach Reformen, die das Gegeneinander nicht beenden, sondern die Konkurrenz erhalten wollen, werden die Konflikte komplizierter und noch größer.
Die Herstellung der „Einheit der Menschheit“ ist die Herausforderung, vor der die Menschheit steht. Nicht für Reformen, sondern für eine geistige Revolution hat Krishnamurti sich unermüdlich eingesetzt, damit die Erkenntnis sich Bahn bricht: „Du bist die Welt“ und alle Menschen sind im tiefsten Kern gleich, unabhängig von Rasse, Religion und Nationalität. Jetzt wird diese Revolution hin zum Wir durch den Klimawandel für jeden sichtbar erzwungen.