Der Zusammenhalt in der Gesellschaft muss in einer solchen Krisensituation besonders geschützt werden. Dafür brauchen wir Bürger zuverlässige und glaubwürdige Informationen von den Fachleuten. Dass jeder Professor, der sich mit Viren auskennt, seine persönliche Sicht veröffentlicht, ist nicht sonderlich vertrauenserweckend, übrigens auch nicht für die offiziellen Stellen vom Robert-Koch-Institut. Die Alternative darf aber nicht sein, dass von der offiziellen Sicht abweichende Meinungen unterdrückt werden. Es wird Zeit, dass alle zuständigen Wissenschaftler sich zusammensetzen und gemeinsam die Informationen herausgeben. Mir wurde entgegengehalten, dass dies wegen der Meinungsvielfalt und -freiheit nicht möglich sei.
Aber: Wir befinden uns in einer nationalen und internationalen Krise von einem bisher nicht bekannten Ausmaß, und zwar unabhängig davon, ob man die angeordneten Maßnahmen für berechtigt hält oder nicht. In dieser Situation können wir auch eine konsequent sachliche Zusammenarbeit aller Wissenschaftler erwarten, um die übereinstimmenden wie auch die unterschiedlichen Beurteilungen gemeinsam in verantwortlicher Weise bekannt machen.
Dass dies möglich ist, zeigen viele Beschlüsse von medizinischen Fachgesellschaften, die sich trotz unterschiedlicher Auffassungen aus gesellschaftlich notwendigen Gründen „zusammenraufen“ können und müssen. Ein Beispiel habe ich selbst verfolgen können bei der Anerkennung von Wirbelsäulenerkrankungen als Berufkrankheit. Dort liegen die Meinungen bis heute unter den Medizinern auseinander, und trotzdem haben Sie gemeinsame Lösungen gefunden, damit das gesetzlich erforderliche Anerkennungsverfahren möglich wurde. Jede medizinische sog. evidenzbasierte Behandlungsempfehlung ist ein Ergebnis der unterschiedlichen Auffassungen von Fachleuten, die sich verständigt haben.
Umso wichtiger ist dieses „Zusammenraufen“ in der jetzigen Extremsituation. Wenn die Wissenschaftlicher gemeinsam auftreten, ist jeder gezwungen, auch die unterschiedlichen Auffassungen sachlich und für die Bürger verständlich abzuhandeln. Das können wir jetzt erwarten!
Alle Professor*innen sind verbeamtet und können von der Regierung ohne weiteres zur Zusammenarbeit verpflichtet werden. Das ist ein weit kleineres Problem, als das, was der Bevölkerung zugemutet wird. Die Regierung muss das nur wollen und darf kein Interesse an der Verunsicherung und Verängstigung der Bürger haben. Wir brauchen in der Krise den Zusammenhalt mehr denn je, und dafür ist eine saubere Informationspolitik erforderlich. Das darf nicht durch den psychischen Druck, der durch die Zahlen der Toten erzeugt wird, vernachlässigt werden.